Indikation | 07.03.2025
Redeflussstörungen Erwachsene
Eine Redeflussstörung ist eine Auffälligkeit im Sprechablauf, die sich in verschiedenen Störungsbildern zeigen kann. Es kann zu Beschleunigungen oder Verlangsamungen des Sprechflusses sowie zu Wiederholungen, Dehnungen und Zusammenziehungen von Silben oder Wörtern und Sprechblockaden kommen. Die beiden häufigsten Redeflussstörungen sind Stottern und Poltern.
Stottern
Ursachen
Stottern ist nach aktuellem Forschungsstand überwiegend genetisch bedingt. Es gibt Hinweise darauf, dass in der linken Gehirnhälfte (in Bereichen der Sprech- und Sprachplanung) Abweichungen bestehen. Dies wurde durch bildgebende Untersuchungen bei stotternden Proband*innen nachgewiesen. Die neurologisch bedingte Fehlsteuerung der Sprechmotorik führt zu Kernsymptomen des Stotterns.
Frühere Theorien, dass Stottern durch elterliche Erziehung oder negative Erlebnisse ausgelöst wird, sind widerlegt. Weder ein besonderer Erziehungsstil noch traumatische Erfahrungen sind als Ursache wissenschaftlich belegt.
Typische Anzeichen:
Etwa 5% aller Kinder stottern. Im Erwachsenenalter stottern noch etwa 1% der Bevölkerung, wobei Männer etwa viermal häufiger betroffen sind als Frauen (4:1).
Stottern äußert sich durch Störungen im Redefluss. Man unterscheidet zwischen Kernsymptomen (primären Symptomen) und Begleitsymptomen (sekundären Reaktionen auf das Stottern).
Kernsymptome (primäre Symptome)
- Wiederholungen von Lauten oder Silben („Ich k-k-k-komme dann um fü-fü-fü-fünf.“)
- Dehnungen von Lauten („vvvvielleicht am SSSSamstag.“)
- Blockaden – hörbare oder stille Pausen, in denen der Sprechfluss stockt („i……ch brauche manchmal ………etwas länger.“)
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese entstehen durch Versuche, die Kernsymptome zu umgehen oder zu verstecken:
- Starthilfen („Ähm, also, ich sag mal…“)
- Lückenfüller (Räuspern, bewusstes Nachdenken)
- Satzabbrüche & Neuversuche („Gestern war ich im K—-, also hab ich mir einen Film angesehen.“)
- Vermeidung von Gesprächen oder bestimmten Wörtern
- Körperliche Reaktionen (z. B. Pressen, ruckartige Bewegungen von Hand, Fuß oder Kopf)
- Satzumstellungen & Wortersetzungen, um schwierige Laute zu vermeiden
Diese Strategien helfen oft kurzfristig, führen jedoch langfristig dazu, dass Betroffene als „umständliche“ Gesprächspartner*innen wahrgenommen werden. Sie können außerdem Ängste und Schamgefühle verstärken, die das Stottern weiter beeinflussen.
Was können Betroffene tun?
Sobald das Stottern den Alltag einschränkt, ist eine logopädische oder sprachtherapeutische Behandlung sinnvoll. Betroffene können sich an spezialisierte logopädische Praxen oder Einrichtungen wenden.
Hilfreiche Anlaufstellen:
Poltern
Ursachen
Die genauen Ursachen von Poltern sind wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass neurophysiologische Prozesse im Gehirn eine Rolle spielen, wodurch sprachliche Äußerungen begonnen werden, bevor ihre Planung abgeschlossen ist.
Poltern ist keine psychische Störung. Es gibt Hinweise darauf, dass Poltern familiär gehäuft auftritt.
Häufigkeit
Wissenschaftlich gesicherte Prävalenzzahlen sind selten. Eine ältere Studie gibt einen Anteil von 0,4% der Bevölkerung an. Poltern tritt seltener als reines Stottern auf, oft gibt es Mischformen beider Störungen.
Symptome
Poltern zeigt sich in einem schnellen und/oder unregelmäßig schwankenden Sprechtempo. Die Verständlichkeit ist häufig eingeschränkt.
Typische Merkmale von Poltern
- Sehr schnelles oder unregelmäßiges Sprechtempo
- Auslassungen, Verschmelzungen oder Veränderungen von Lauten, Silben und Wörtern
- Beispiel: „chamand brochen“ statt „Ich habe mir die Hand gebrochen.“
- Unverständliches oder schwer verständliches Sprechen
- Auffällige Betonung (Prosodie)
- Unflüssigkeiten in Form von Wiederholungen
- Beispiel: „Chill, cheiß ni nich“ (Ich will- ich weiß ni-nicht).
- Satzabbrüche und Wortabbrüche
- Einschübe von Fülllauten oder Füllwörtern
- Mangelnde Sprechkontrolle – Betroffene wissen oft, dass sie undeutlich sprechen, können es aber in der Situation nicht regulieren.
- Sprechängste & Vermeidung von Sprechsituationen
- Schwierigkeiten in der Gesprächsführung:
- Fehlende klare Struktur, der „rote Faden“ geht verloren.
- Nebenthemen werden ausführlich behandelt, während das Hauptanliegen unklar bleibt.
- Neigung zum Monologisieren.
- Schwierigkeiten, Äußerungen umzuformulieren, wenn sie nicht verstanden wurden.
Da die Symptome individuell unterschiedlich ausgeprägt sind, bleibt Poltern oft unentdeckt oder wird mit unkonzentriertem Sprechen verwechselt.
Was können Betroffene tun?
Wenn Poltern den Alltag oder die Verständigung mit anderen erschwert, ist eine logopädische oder sprachtherapeutische Behandlung sinnvoll.
Hilfreiche Anlaufstellen:
#Redeflussstörungen (Stottern/Poltern)
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