Knowledge Base | 03.01.2025
Infantile Cerebralparese (CP)
Kinder mit infantiler Cerebralparese leiden in erster Linie an eingeschränkten motorischen Fähigkeiten aufgrund einer frühkindlichen Hirnschädigung (0 - 2 Jahre).
Aufgrund des erhöhten Muskeltonus haben Kinder mit einer spastischen Bewegungsstörung es meist sehr schwer Laufen zu lernen, da sie mit den Beinen nur unzureichend koordinierte und dosierte Bewegungen ausführen können.
Die motorischen Störungen können von kognitiven (Wahrnehmen, Lernen, Erinnern, Denken) und sensorischen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen) Einschränkungen begleitet sein (Kuschmann, 2015).
Cerebrale Bewegungsstörungen sind die Folge von Hirnschädigungen, die während der Schwangerschaft (pränatal) oder auch während (perinatal) und nach der Geburt (postnatal) auftreten können.
Häufig lässt sich nicht klären, warum es zu einer frühen Hirnschädigung gekommen ist. Meist werden Sauerstoffmangel oder Infektionen als Ursache angenommen, aber auch Vergiftungen (z.B. bei Medikamentenmissbrauch) und Verletzungen (z.B. Schädelfrakturen) können eine Hirnschädigung bewirken. Eine Hirnschädigung kann die normale Entwicklung eines Kindes, sowohl motorisch (Bewegung) als auch sensorisch (sehen, hören, schmecken, riechen) behindern. Wenn ein Kind nicht frühzeitig physiotherapeutisch (krankengymnastisch) versorgt wird, kann sich die Störung verstärken.
Die Cerebralparese kommt in 2-3 Fällen pro 1000 Lebendgeborenen vor und ist der häufigste Grund einer spastischen Bewegungsstörung bei Kindern.
Je nach Hirnschädigung:
- Spastische Bewegungsstörung (mit zu hoher, eher starr wirkender Muskelspannung) (Auftretenshäufigkeit: 80% (Kuschmann, 2015))
- Störungen im Bewegungsablauf (Athetose) (ca. 15%)
- Schwierigkeiten bei der Koordination von Bewegungen (Ataxie) (bei ca. 5%)
- zu schlaffe (hypotonen) Muskelspannung (dadurch gelingen Bewegungen nur schwer oder gar nicht).
Am häufigsten kommen spastische Bewegungsstörungen vor, die z.B. beinbetont, halbseitig oder auch ganzkörperlich auftreten können.
Alle Symptome können ebenfalls im Gesichts- und Halsbereich auftreten, sodass Dysarthrien und/oder Schluckstörungen auftreten können.
Ca. 50% der Kinder mit infantiler Cerebralparese weisen eine Kommunikationsstörung auf (Pennington, Miller, Robson & Steen, 2010, zitiert nach Kuschmann, 2015).

Eltern haben oft schon vertrauenswürdige Ansprechpartner, wenn die Diagnose infantile Cerebralparese feststeht (Kinderärzte und -ärztinnen, Therapeuten und Therapeutinnen). Trotzdem kann es sehr hilfreich sein, Kontakt zu anderen Eltern mit behinderten Kindern zu knüpfen und z.B. Erfahrungen mit verschiedenen Behandlungsmethoden auszutauschen. Sozialpädiatrische Zentren (SPZ) oder auch Frühfördereinrichtungen bieten neben einer Vielzahl medizinisch-therapeutischer Leistungen (Pädiatrie, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Musiktherapie …) auch Unterstützung für Eltern an, teilweise kann hier auch ein Kontakt zu einer ortsansässigen Selbsthilfegruppe geknüpft werden.
Auch die therapeutischen Berufsverbände, z.B. Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl), Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK), und Behindertenorganisationen, z.B. Bundesverband für körper- und mehrfach behinderten Menschen e.V., können Hilfestellungen anbieten.
Boenisch, J. (2018). Kernvokabular in der Sprachförderung von Kindern mit Infantilen Cerebralen Bewegungsstörungen. In: M. Grohnfeldt (Hrsg.). Kompendium der akademischen Sprachtherapie und Logopädie. Band 4: Aphasien, Dysarthrien, Sprechapraxie, Dysphagien – Dysphonien, 146-161.
Döderlein, L. (2018). Infantile Zerebralparese. Berlin, Heidelberg: Springer.
Kuschmann, A. (2015). Dysarthrie bei infantiler Cerebralparese: Eine Einzelfallstudie. In: A. Adelt, C. Otto, T. Fritzsche & C. Magister (Hrsg). Spektrum Patholinguistik, 8, 137-143.
Stiller, U. (2006). Therapie zerebraler Bewegungsstörungen. In: G. Böhme (Hrsg). Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Band 2: Therapie. 4. aktualisierte und erweiterte Auflage, München: Elsevier, 279-290.
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