Positionierung
Die Klima- und Umweltkrise beeinträchtigt das Leben und die Gesundheit der Menschen auf vielfältige Weise. Sie bedroht die wesentlichen Voraussetzungen für eine „gute“ Gesundheit – saubere Luft, sicheres Trinkwasser, nahrhafte Lebensmittel und sichere Unterkünfte – und hat das Potenzial, die jahrzehntelangen Fortschritte im globalen Gesundheitswesen zu untergraben. Kurz- bis mittelfristig werden die gesundheitlichen Auswirkungen der Klima- und Umweltkrise vor allem von der Verwundbarkeit der Bevölkerung, ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber dem derzeitigen Tempo des Klimawandels und ihrer Anpassungsfähigkeit abhängen. Längerfristig hängen die Folgen der Klima- und Umweltkrise davon ab, wann ausreichende Maßnahmen zur Emissionsminderung ergriffen werden, um das Überschreiten gefährlicher Temperaturschwellen und potenziell irreversibler Kipp-Punkte zu vermeiden.
Das deutsche Gesundheitswesen ist mit 5,2% an den nationale CO₂-Emissionen beteiligt (https://noharm-global.org/). Auch wenn für die Logopädie von einem eher geringen CO₂-Fußabdruck auszugehen ist, sind wir dennoch als Bestandteil des Gesundheitswesens zum Handeln aufgefordert.
Die Projektgruppe „Planetary Health in der Logopädie des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V. (dbl) hat sich daher der Frage zugewendet, welche Verantwortung wir für die Logopädie im Kontext der Klima- und Umweltkrise erkennen und wie wir dieser gerecht werden können.
Ergebnis dieser Arbeit ist das Positionspapier “Planetare Gesundheit und Logopädie”, das im März 2024 von der Bund-Länder-Konferenz unseres Verbandes verabschiedet wurde.
Was ist „planetare Gesundheit?“
Planetare Gesundheit oder engl. planetary health beschreibt den Zusammenhang menschlicher Gesundheit mit dem Ökosystem. Diese Systeme beeinflussen sich gegenseitig und lassen sich nicht losgelöst betrachten (Herrmann & Lesch, 2022).
Wie Public Health hat auch Planetary Health das Ziel, die Internationale und Globale Gesundheit zu fördern und zu schützen. Der dbl verwendet daher den englischen Begriff, um den umfassenden Gesundheitsbegriff zu beschreiben.
Zusammenhang Planetary Health und Logopädie
Besonders deutlich spüren wir alle und insbesondere Patient*innen der Logopädie die Klima- und Umweltkrise in den Bereichen Hitze, Luftverschmutzung und Infektionskrankheiten.
Verschiedenste Patient*innengruppen aus der Logopädie sind besonders von Auswirkungen der Klima- und Umweltkrise betroffen (Sherratt, 2021).
Zum Beispiel zeigt sich ein erhöhtes Risiko für
- Schlaganfälle,
- Parkinson,
- Demenz,
- Krebs,
- Probleme während der Schwangerschaft,
- Allergien und
- Asthma.
Damit kann ein logopädischer Behandlungsbedarf einhergehen, z.B. in Bezug auf Schluck-, Stimm-, Hör- und Sprachstörungen.
Die Therapieberufe und damit auch die Logopädie sind im Bereich der Gesundheitsförderung, Prävention, Diagnostik und Behandlung verankert. Aufgrund ihrer besonders vertrauensvollen Rolle in der Gesundheitsversorgung können auch Logopäd*innen zur Verbesserung der Anpassung an Klima- und Umweltveränderungen beitragen. Dazu gehören beispielsweise Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, die neben dem individuellen gesundheitlichen Nutzen mit einem möglichst geringen CO₂-Ausstoß verbunden sind. Durch individuelle Verhaltensänderungen kann individuell Einfluss auf die Eingrenzung der Erderwärmung genommen werden.
Angebote des Verbandes
- Der diesjährige Kongress drehte sich ganz um das Thema „Logopädisches Handeln nachhaltig gestalten“ – ökologisch nachhaltigem Handeln werden wir uns hier als Teilaspekt von Nachhaltigkeit gesondert zuwenden.
- Die Projektgruppe „Planetary Health in der Logopädie“ setzt sich für die Mitglieder mit dem Thema auseinander und hat eine Ideensammlung zur “Grünen logopädischen Praxis” entwickelt. Außerdem wird ein Werkzeugkasten für klima- und diversitätssensible logopädische Versorgung erstellt. Dieser ist aktuell noch in Bearbeitung, aber wird bald hier hochgeladen.
- Der Verband engagiert sich in Bündnissen mit anderen Organisationen zum Thema Klimawandel und Gesundheit. Als Teil der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVGP) haben wir an einem Policy Paper zu “Herausforderungen und Chancen zur Weiterentwicklung von Prävention und Gesundheitsförderung in der 21. Legislaturperiode” mitgearbeitet.
- Der dbl hat sich am Hitzeaktionstag, organisiert von Bundesärztekammer (BÄK) und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V., am 5. Juni 2024 mit einem Hitzekompass für Patient*innen und Logopäd*innen beteiligt, um auf Risiken und die Auswirkungen von Hitze auf den menschlichen Körper aufmerksam zu machen.