Professionsentwicklung in der Logopädie

Warum der dbl dranbleibt
Seit seiner Gründung 1964 verfolgt der Deutsche Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl) ein zentrales Ziel: die Weiterentwicklung der Logopädie zur Profession. Dieses Anliegen ist fest in der Satzung verankert – und gehört zur „DNA“ des dbl. Doch was genau macht einen Beruf zur Profession? Warum ist das so wichtig – und was tut der dbl dafür?

Beruf oder Profession – Was ist der Unterschied?

Auch wenn es kein einheitliches Verständnis von Professionen gibt, gibt es doch gesellschaftlichen Konsens zu Eigenarten und Merkmalen:  Professionen zeichnen sich meist durch ein besonderes Verhältnis zu den Menschen aus, denen sie helfen: Sie arbeiten in einer asymmetrischen, professionellen Hilfebeziehung, die auf Vertrauen, Verantwortung und fachlicher Expertise beruht. Ziel ist immer: Empowerment – Menschen befähigen, ihr Leben selbst bestimmt zu gestalten.

Berufe wie die Medizin, die Rechtswissenschaft oder eben auch die Logopädie übernehmen dabei zentrale Aufgaben im Dienst des Gemeinwohls. Sie erfordern spezifische Kompetenzen, ethisches Handeln und gesellschaftliche Anerkennung.

Was macht eine Profession aus?

Es werden häufig folgende sieben Merkmale benannt, die eine Profession kennzeichnen:

  1. Hochschulische Ausbildung
    Vermittlung wissenschaftlich fundierter Kompetenzen
  2. Spezialisiertes Wissen & eigene Handlungslogiken
    Entwicklung eigener Theorien, Standards und Praktiken
  3. Berufliche Identität & Ethik
    Klare ethische Grundsätze und ein gemeinsames berufliches Selbstverständnis
  4. Autonomie & Selbstregulierung
    Selbstbestimmung bei Ausbildung, Qualitätssicherung und Praxisstandards
  5. Institutionen
    Starke Berufsverbände und fachliche Organisationen
  6. Status & gesellschaftliche Anerkennung
    Wertschätzung, Schutz und angemessene Vergütung
  7. Forschung & Weiterentwicklung
    Eigene Wissenschaftsstrukturen und kontinuierliche Entwicklung und Spezialisierung

Wie der dbl die Professionalisierung vorantreibt

Der dbl setzt sich gezielt dafür ein, dass die Logopädie all diese Merkmale erreicht. Hier ein Überblick über unsere zentralen Handlungsfelder:

 

  1. Hochschulische Ausbildung

Unser Ziel ist die Vollakademisierung – eine primärqualifizierende Hochschulausbildung für allein der Logopädie Tätigen.  Darauf aufbauend lassen sich langfristig die übrigen Merkmale der Professionalisierung umsetzen.

Unsere Aktivitäten:

 

  1. Spezialisiertes Wissen & eigene Logiken

Professionalisierung braucht Forschung. Der Ausbau der akademischen Ausbildung ermöglicht eigene Forschung und Fachentwicklung.

Was wir tun:

 

  1. Berufliche Identität & Ethik

Wer sind wir als Berufsgruppe – und was macht unser Handeln aus?

Unsere Maßnahmen:

 

  1. Autonomie & Selbstregulierung

Mehr Verantwortung braucht mehr Entscheidungsspielraum – in der Praxis, in der Ausbildung und in der Versorgung.

Unsere Forderungen:

 

  1. Starke Institutionen

Ohne Verbände wie den dbl hätte sich die Logopädie nicht so weit entwickelt.
Unsere Vorgänger*innen haben viel erreicht, auf dem wir heute aufbauen:

  • Erste geregelte Ausbildung (1962)
  • Tarifvertrag für Angestellte (1971)
  • Vertrag mit Krankenkassen (1976)
  • Berufsgesetz zur Statussicherung (1980)
  • Aufbau von Modellstudiengängen (ab 2009)

Heute gilt: Wir brauchen weiterhin starke Organisationen, um berufliche Interessen zu vertreten, Standards zu setzen und die Weiterbildung zu fördern.

Sie möchten sich mit uns für die Entwicklung der Logopädie stark machen: Werden Sie Mitglied oder sogar #aktiv im dbl!

 

  1. Gesellschaftliche Anerkennung & Status

Obwohl die Arbeit der Logopäd*innen in der Öffentlichkeit wertgeschätzt wird, fehlt es oft an konkreter Anerkennung:

  • Einige Bundesländer übernehmen noch nicht die Verantwortung für die Ausbildung und blockieren den Ausbau von primärqualifizierenden Studiengängen (was nach der Übergangsregelung im Logopädengesetz seit dem 01.01.2025 grundsätzlich möglich ist).
  • Die Vergütung in vielen Versorgungsbereichen bleibt hinter den fachlichen Anforderungen zurück.

Darum machen wir uns als Verband eigenständig und in Interessenkoalitionen für diese Themen stark! Sie sind im öffentlichen Dienst angestellt und wundern sich über die niedrige Eingruppierung logopädischer Leistungen? Hier können Sie nachlesen, wie es dazu kommt und wie wir uns im Netzwerk BiG für die Refinanzierung und Eingruppierung therapeutischer Leistungen stark machen.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der ambulanten Versorgung sind von vielen Faktoren abhängig, die wir angehen müssen: für den überfälligen Bürokratieabbau zum Beispiel machen wir uns gemeinsam mit den Verbänden der Ergotherapie und Physiotherapie im SHV stark.

 

  1. Forschung & Weiterentwicklung

Wissenschaftliche Weiterentwicklung ist essenziell. Dafür braucht es langfristig:

  • Den Ausbau von Hochschulstandorten, Lehrstühlen und Forschungsschwerpunkten
  • Fachliche Konferenzen und interprofessionellen Austausch

Hier ist Ihnen bestimmt schon aufgefallen, wie wir den Aufbau logopädiespezifischer wissenschaftlicher Infrastruktur unterstützen – unsere Arbeit am neuen hochschulischen primärqualifizierenden Berufsgesetz zahlt auf dieses Ziel ein, ebenso wie kleinere Bausteine unserer Arbeit, wie die vielfältige Wissenschaftsförderung oder das Forschungssymposium , das wir in diesem Jahr bereits zum 14. Mal umgesetzt haben.

 

Fazit: Warum wir weiter dranbleiben

Die Logopädie ist auf dem Weg zur vollen Profession – aber noch nicht am Ziel. Der dbl bleibt deshalb dran: Für die Qualität unserer Arbeit, für eine starke berufliche Zukunft und für die Menschen, denen wir helfen.

Dabei ist Professionalisierung kein Selbstzweck – sondern der Weg zu einer besseren, wirksameren Versorgung.

 

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