Meldungen | 16.04.2025
14. Forschungssymposium des dbs und dbl
Forschungsthemen aus der Logopädie und Sprachtherapie
Am 12. April 2025 fand das 14. Forschungssymposium des Deutschen Bundesverbandes für akademische Sprachtherapie und Logopädie e.V. (dbs) sowie des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V. (dbl) statt – in diesem Jahr erneut im Online-Format. Gemeinsam mit dem Studiengang Klinische Linguistik/Sprachtherapie der Universität Bielefeld wurde eine breitgefächerte Tagung realisiert, die sich mit aktuellen Forschungsthemen aus der Logopädie und Sprachtherapie befasste.
Die Veranstaltung richtete sich an Studierende, Fachpersonen aus der Praxis sowie Wissenschaftler*innen gleichermaßen und bot eine interdisziplinäre Plattform zum Austausch und zur Vernetzung.
In ihrer Begrüßung betonten Dagmar Karrasch (Präsidentin des dbl), Martina Hielscher-Fastabend (Universität Bielefeld) und Bernd Frittrang (Bundesvorsitzender des dbs) die Relevanz des Austauschs zwischen Forschung und Praxis sowie die Bedeutung einer forschungsbasierten Weiterentwicklung der Sprachtherapie und Logopädie. Besonders hervorgehoben wurde die aktive Beteiligung von Studierenden und Nachwuchsforschenden.
Den Auftakt der Vortragsreihe machte Antje Lorenz mit ihrem Beitrag zur Aphasie bei Mehrsprachigkeit. Die Referentin präsentierte aktuelle Erkenntnisse zu sprachspezifischen Beeinträchtigungen und betonte die Notwendigkeit differenzierter Diagnostik- und Therapiemethoden bei mehrsprachigen Personen mit einer Aphasie. Sie erläuterte anhand klinischer Beispiele, wie Sprachdominanz und Sprachgebrauch die Therapie beeinflussen können, und stellte evidenzbasierte Interventionsansätze vor.
Zofia Falkowska stellte ihre Forschung zu Wortfindungsproblemen im narrativen Sprachgebrauch bei Menschen mit Alzheimer-Demenz vor. Sie analysierte Diskursproben unter linguistischen und kognitionspsychologischen Gesichtspunkten. Besonders hervorgehoben wurde der Zusammenhang zwischen semantischer Dekontextualisierung und kommunikativer Verständlichkeit. Ihre Arbeit liefert wichtige Erkenntnisse für die Diagnostik in frühen Krankheitsstadien und wurde mit dem Förderpreis des dbs ausgezeichnet.
Ein besonders praxisnaher Vortrag kam von Josephine Schomaker. In ihrer mit dem Luise-Springer Forschungspreis des dbl ausgezeichneten Arbeit untersuchte sie die Bedürfnisse und Herausforderungen von Eltern tracheostomierter Kinder in der logopädischen Betreuung. Ihre Ergebnisse zeigten ein Spannungsfeld zwischen fachlicher Versorgung und emotionaler Begleitung auf. Sie plädierte für eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Einbindung von Eltern als aktive Partner*innen im Versorgungsprozess.
Nach der Pause präsentierten Maria Trüggelmann und Martina Hielscher-Fastabend aus dem Forschungsteam der Universität Bielefeld ein Projekte zur Selbsteinschätzung bei Kindern mit Dysphonie oder mit Redeflussstörungen. Im Zentrum stand die Frage, inwiefern Kinder bereits früh ein Bewusstsein für ihre eigene Sprachsituation entwickeln. Die Ergebnisse zeigen Potenziale für partizipative Therapieansätze und eröffnen neue Wege in der kindzentrierten Diagnostik.
Mit einem innovativen methodischen Zugang beeindruckte die mit dem dbs-Förderpreis ausgezeichnete Mara Lena Döbler. Sie verglich klassische Diagnostikmethoden mit gamifizierten Ansätzen zur Erhebung der Verstehensleistung bei Relativsätzen. Ihr interdisziplinärer Zugang aus Linguistik, Pädagogik und Spielentwicklung zeigte, dass spielerische Elemente die Motivation steigern können – ohne die Validität der Ergebnisse zu beeinträchtigen.
Den inhaltlichen Schlusspunkt setzte Jana Seidel mit ihrer Untersuchung zur unterstützenden Wirkung ikonischer Gesten beim Wortschatzerwerb. Ihre Daten belegen, dass gestische Unterstützung das Lernen bei Kindern mit sprachlichen Auffälligkeiten signifikant verbessern kann. Dies unterstreicht die Bedeutung multimodaler Therapieansätze, insbesondere bei Kindern mit eingeschränkten verbalen Ausdrucksmöglichkeiten. Für ihre Arbeit erhielt sie den Nachwuchspreis des dbl.
In ihrem Resümee fassten dbl-Präsidentin Dagmar Karrasch und dbs-Bundesvorsitzender Bernd Frittrang die Kernerkenntnisse des Tages zusammen und lobten die thematische Vielfalt der Beiträge. Der Tag habe gezeigt, wie lebendig und relevant die Forschung in der Logopädie und Sprachtherapie sei – sowohl für die Wissenschaft als auch für die tägliche Praxis.
Ein besonderer Dank galt den Organisator*innen, den Vortragenden sowie allen Teilnehmenden für ihr Engagement und Interesse. Das Symposium endete mit einem optimistischen Ausblick auf zukünftige Veranstaltungen und einer Einladung zur weiteren Vernetzung und zum fachlichen Dialog.
Das 14. Forschungssymposium des dbs und dbl vereinte Theorie und Praxis, bot innovative Einblicke in aktuelle Forschung und zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig und zukunftsorientiert das Berufsfeld Logopädie und Sprachtherapie ist. Die Mischung aus methodisch fundierten Studien, praxisnahen Themen und partizipativem Austausch machte das Online-Symposium zu einer wertvollen Erfahrung für alle Beteiligten.
Bernd Frittrang, dbs
Vorabendveranstaltung für Studierende: Fortbildungsorientierung
Bereits am Freitag, den 11. April 2025, fand eine Vorabendveranstaltung speziell für Studierende statt. Unter dem Titel „Zukunft sichern – Alles, was Du über Fortbildungen in der Logopädie und Sprachtherapie wissen musst“ wurden Weiterbildungsmöglichkeiten, Zertifizierungen und Spezialisierungswege vorgestellt. Die rege Beteiligung zeigte, dass der Wunsch nach Orientierung und Entwicklung unter den angehenden Therapeutinnen groß ist.