Wortschatzentwicklung in einem diglossischen Umfeld

Eine Studie mit Kindern im Kindergartenbereich
2017 | Suzanne Stoll Lessmüller

In diesem Bericht wurde untersucht, welchen Einfluss die Darbietung der Sprache in zwei Varietäten (Schweizerdeutsch und Hochdeutsch) in den Kindergärten in Basel-Stadt auf die Größe des Wortschatzes von L2-Kindern (Deutsch als Zweitsprache) hat. Am Ende des ersten und zweiten Kindergartenjahres wurde die Leistung von 64 L1-Kindern mit der Leistung von 104 L2-Kindern anhand des standardisierten Wortschatztests AWST-R („Aktiver Wortschatztest – Revision”) verglichen. Als mögliche Einflussfaktoren wurden untersucht: Alter, Erstsprache des Kindes, Einflüsse außerhalb der Familie (z.B. der Besuch einer Spielgruppe) und die im Kindergarten dargebotenen Sprachvarietäten. Die Daten ergaben, dass alle Kinder von der ersten bis zur zweiten Untersuchung Fortschritte machten. L2-Kinder lagen bei der ersten Untersuchung um zwei Entwicklungsjahre hinter den L1-Kindern zurück und konnten diesen Rückstand bis zur zweiten Untersuchung nicht aufholen. Wird im Kindergarten auch Hochdeutsch gesprochen, wirkt sich das positiv auf die sprachliche Entwicklung der L2-Kinder aus. Hochdeutsch, das in zwei Kantonen (per Volksabstimmung) nicht mehr im Kindergarten gesprochen werden darf, erweist sich in Basel als große Hilfe für die sprachliche Entwicklung der L2-Kinder.


Zitation
Stoll Lessmüller, S. (2018). Wortschatzentwicklung in einem diglossischen Umfeld - Eine Studie mit Kindern im Kindergartenbereich - Forum Logopädie, 1 (32), 6-13