Vergütung und Arbeitsumfang angestellter LogopädInnen – Eine Online-Umfrage

2017 | Lanvers, Juliana

Hintergrund: Die Berufsgruppe der Heilmittelerbringer – zu der auch LogopädInnen gehören – kämpft seit Jahrzehnten um eine bessere Vergütung. In Gesprächen mit Politikern und in Verhandlungen mit Krankenkassen fordern Berufsverbände eine leistungsgerechte Entlohnung. Aussagekräftige Daten zur Vergütung angestellter LogopädInnen sind jedoch kaum zu finden. Zudem nimmt der Fachkräftemangel zu, was vermuten lässt, dass der Beruf wenig attraktiv ist. Daher wurde die Arbeitssituation angestellter LogopädInnen im Hinblick auf Vergütung und weitere relevante Aspekte untersucht.

Fragestellung: Die Fragestellung „Wie gestalten sich das Arbeitsentgelt und der Arbeitsumfang angestellter LogopädInnen in freien Praxen des Rhein-Main-Gebiets?“ und „In welchem Verhältnis stehen dabei patientenferne Tätigkeiten und die Arbeit am Patienten?“ wird in dieser Arbeit beantwortet.

Methoden: LogopädInnen und SprachtherapeutInnen, die in Praxen des Rhein-Main-Gebiets angestellt sind, wurden mittels eines Online-Fragebogens zu Vergütung, Arbeitsumfang und Tätigkeiten befragt. Es handelte sich um ein Convenience- und Snowball-Sample, das nach Beurteilung der Einschlusskriterien und ausfiltern ungeeigneter Datensätze insgesamt 66 beantwortete Fragebögen enthielt. Der teilstandardisierte Fragebogen lieferte qualitative und quantitative Daten, die mit dem Statistikprogramm SPSS analysiert und soweit möglich deskriptiv ausgewertet wurden.

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die Testpersonen im Durchschnitt unter 13,38€ pro Stunde, bzw. unter 12,03€ pro Therapieeinheit verdienen. Das angegebene Monatsentgelt war in den meisten Fällen nicht annähernd mit dem vergleichbar, was den Angestellten bei einem Tarifvertrag des öffentlichen Rechts (TVöD) zugestanden wird. Eine Vollzeitbeschäftigung umfasst in der Stichprobe durchschnittlich 42 Therapieeinheiten wöchentlich. Dabei fällt für 60 Minuten am Patienten ein Minimum von 12 Minuten patientenferner Arbeit an. Bei Teilzeitkräften ist der Umfang patientenferner Arbeit verhältnismäßig höher. Zudem werden patientenferne Tätigkeiten häufig nicht vergütet. Vor allem Büroarbeit bleibt beim Großteil der Stichprobe unbezahlt. Auch Verstöße gegen geltendes Arbeitsrecht zeigten sich mehrmals innerhalb der Stichprobe.

Fazit: Der Arbeitsumfang und das Entgelt der Testpersonen stehen in keinem guten Verhältnis. Nicht nur die Vergütung ist gering, Verstöße gegen das Arbeitsrecht und unbezahlte Tätigkeiten kommen noch hinzu. Dies deckt sich mit den Forderungen nach einer angemessenen Vergütung der LogopädInnen und lässt vermuten, dass die Arbeitssituation auch darüber hinaus nicht zufriedenstellend ist.


Zitation
Lanvers, J. (2017). Vergütung und Arbeitsumfang angestellter LogopädInnen - Eine Online-Umfrage. Frechen: forum-logopaedie.de
Probandenprofil (Einschlusskriterien)
LogopädInnen und SprachtherapeutInnen, die in Praxen des Rhein-Main-Gebiets arbeiten, Vollzeit- sowie Teilzeitkräfte und Mitarbeiter auf Minijob-Basis, Therapeuten mit Berufsausbildung sowie Therapeuten mit akademischem Abschluss
Probandenprofil (Ausschlusskriterien)
Freiberufliche Mitarbeiter und Selbstständige, Mitarbeiter in Scheinselbständigkeit, Angestellte anderer Einrichtungen (z.B. Kliniken) oder Praxen außerhalb des Rhein-Main-Gebiets
Probandenprofil Anzahl
66
Datenerhebung
Fragebogen
Eingesetzte Software
SPSS