Das Ziel dieser vorliegenden Arbeit war es, Hinweise über die phonologischen Prozesse von sukzessiv deutsch-türkischsprachig aufwachsenden Kindern zu erhalten. Die zugrundeliegende Fragestellung war, ob sukzessiv bilingual aufwachsende Kinder im Vergleich zu monolingual türkisch aufwachsenden Kindern unterschiedliche phonologische Prozesse aufzeigen und falls ja, wie diese Prozesse charakterisiert sind. Um dieser Fragestellung nachzugehen, wurde eine qualitative Einzelfalldarstellung mit vier Probanden durchgeführt. Von diesen war der sukzessiv bilinguale Proband 4;4, beide monolingualen Kinder 4;6, und die sukzessiv bilinguale Probandin 5;2 Jahre alt. Die Datenerhebung erfolgte bei den monolingualen Kindern mit dem türkischen Testverfahren „Sesletim Sesbilgisi Testi“ (SST) von Topbaş (2005) und bei den bilingualen Kindern zusätzlich zum SST mit der Ausspracheüberprüfung „Psycholinguistische Analyse kindlicher Sprechstörungen“ (PLAKSS) von Fox (2005). Die Analyse und Auswertung des erhobenen Datenmaterials hat gezeigt, dass alle Kinder sowohl noch physiologische als auch bereits pathologische Prozesse zeigen. Für die sukzessiv bilingualen Kinder galt das sowohl für das Deutsche als auch für das Türkische. Im Türkischen handelt es sich bei dem physiologischen Prozess bei allen Probanden um die Veränderung von Liquiden, die im türkischen lange andauert. Bei dem pathologischen Prozess, den sowohl die monolinguale Probandin als auch beide bilingualen Kinder gezeigt haben, handelt es sich um idiosynkratrische Prozesse, die sich bei allen dreien auf unterschiedliche Weisen gezeigt haben.
Es haben eine phonologische Interferenz vom Türkischen ins Deutsche und zwei phonetische Interferenzen vom Deutschen ins Türkische stattgefunden.