In diesem Beitrag werden die wesentlichen Ergebnisse einer Langzeitstudie zum ungesteuerten Erwerb der deutschen Verbstellungsregeln durch Kinder im Grundschulalter mit Erstsprache Russisch bzw. Türkisch vorgestellt: Je nach sprachlichem Vorwissen bilden die Lerner zu ihrem Input verschiedene Ausgangshypothesen, die dann den weiteren Erwerbsverlauf bestimmen. Dabei erweist sich der SOV-Einstieg der türkischsprachigen Lerner als günstig, der SVO-Einstieg der russischsprachigen, für die die Verbletztstellung im Nebensatz und die Satzklammer Lernschwierigkeiten darstellen, als ungünstig. Der Faktor Erstsprache und die Tatsache, dass sich falsche Ausgangshypothesen der Lerner als ein guter erster Schritt zur Zielsprache erweisen können, sollte sowohl bei der Sprachdiagnose mehrsprachiger Kinder als auch bei Sprachfördermaßnahmen berücksichtigt werden.