Verbesserung des Wortabrufs bilingualer Patienten mit Aphasie in beiden Sprachen durch den cross-linguistischen Transfer anhand des CIAT-COLLOC-Konzeptes – Eine Einzelfallstudie

2018 | Hilscher, Lucie, Lüke, Carina & Leinweber, Juliane

Einleitung: Sowohl für einsprachige als auch für mehrsprachige Sprecher mit Aphasie ist der Wortabruf von Verben besonders herausfordernd. In Bezug auf Aphasie bei Mehrsprachigkeit liefert die bisherige Forschung jedoch hinsichtlich des cross-linguistischen Transfers und einer möglichen Hemmung der nicht behandelten Sprache sehr unterschiedliche Ergebnisse. In der vorliegenden Arbeit wird der Einfluss der Behandlung nach dem CIAT-COLLOC-Konzept in der behandelten und nicht behandelten Sprache einer mehrsprachigen Patientin mit Aphasie untersucht.

Methode: Die Probandin war eine zweisprachige Chilenin mit einer flüssigen Aphasie. Die Behandlung erfolgte nach dem Therapiekonzept CIAT-COLLOC ausschließlich in der deutschen Sprache, welche von der Patientin erst später erworben wurde. Die Behandlungseffekte wurden anhand von Benenntests in den Sprachen Spanisch und Deutsch gemessen.

Ergebnisse: Insgesamt hat die Patientin sehr gut auf das Wortfindungstraining für Verben reagiert. Dies wird insbesondere durch die Verbesserung des Wortabrufs in der behandelten deutschen Sprache, aber auch in der nicht behandelten spanischen Sprache erkenntlich. Für beide Sprachen sind in Bezug auf die trainierten Items die Steigerungen signifikant. Generalisierungseffekte auf die untrainierten Verben konnten nicht festgestellt werden. Eine Hemmung der unbehandelten Sprache lag nicht vor.

Diskussion: Im vorliegenden Fall liefern die Ergebnisse einen Beleg für die Verbesserung des Verbabrufs in beiden Sprachen anhand der Durchführung des CIAT-COLLOC-Konzeptes in der postmorbid schwächeren und später erworbenen Sprache einer mehrsprachigen Patientin mit Aphasie. Grundsätzlich gibt es etliche Einflussfaktoren, die einen cross-linguistischen Transfer begünstigen oder hemmen können.

Schlussfolgerung: Die Therapiedurchführung in lediglich einer Sprache kann durch den cross-linguistischen Transfer zu Verbesserungen des Wortabrufs beider Sprachen eines zweisprachigen Menschen mit Aphasie führen. Dies spricht für Sprachkognitionsmodelle, die ein zentrales Verarbeitungssystem aller beherrschten Sprachen eines Individuums annehmen.


Zitation
Hilscher, L., Lüke, C. & Leinweber, J. (2018). Verbesserung des Wortabrufs bilingualer Patienten mit Aphasie in beiden Sprachen durch den cross-linguistischen Transfer anhand des CIAT-COLLOC-Konzeptes - Eine Einzelfallstudie. Frechen: forum-logopaedie.de
Probandenprofil (Einschlusskriterien)
zweisprachig, Aphasie, Wortfindungsstörungen
Probandenprofil (Ausschlusskriterien)
monolingual, eine oder weitere Sprachen nur als Fremdsprache erlernt, Sprechapraxie, pathologische Sprachmischungen, Einschränkungen im Sprachverständnis, Einschränkungen bezüglich des Hör- und Sehvermögens
Probandenprofil Anzahl
1
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eine oder weitere Sprachen nur als Fremdsprache erlernt, Sprechapraxie, pathologische Sprachmischungen, Einschränkungen im Sprachverständnis, Einschränkungen bezüglich des Hör- und Sehvermögens