The top ten: best practice recommendations for aphasia

2017 | Simmons-Mackie, Nina, Worrall, Linda, Murray, Laura L., Enderby, Pam, Rose, Miranda L., Eun, Jin Paek & Klippi,Anu ; on behalf of the Aphasia United Best Practices Working Group and Advisory Committee

Der hier vorgestellte Artikel ist das Ergebnis eines Konsensverfahrens zu den 10 best-practice Empfehlungen, die derzeit zu Aphasie existieren. Das Verfahren bestand aus drei Stufen, von denen die erste der Entwurf einer Sammlung von Empfehlungen zum Umgang mit Aphasie waren. In der zweiten Stufen wurde diese Empfehlungen Gesundheitsfachleuten aus verschiedenen Ländern zur Begutachtung vorgelegt. In der dritten Phase soll dann eine Strategie zur Verbreitung der gefunden Empfehlungen entworfen werden. Der Fokus der ersten Phase lag auf evidenzbasierten nationalen Leitlinien, die gezielt auf konkrete Empfehlungen untersucht wurden. Von diesen flossen schließlich neun in die Sammlung ein. In verschiedenen Revisionszirkeln wurden die gesammelten Ratschläge dann begutachtetund bewertet. Die folgenden zehn Empfehlungen werden schließlich ausgesprochen:

Top Ten Best Practice Empfehlungen für Aphasie

1. Alle Patienten mit Hirnschädigungen oder progredienten Hirnerkrankungen sollten auf Kommunikationsdefizite gescreent werden. (Level C)
2. Personen bei denen Kommunikationsdefizite vermutet oder entdeckt wurden, sollten von qualifiziertem Personal untersucht werden, damit die Qualität, das Ausmaß und die persönliche Bedeutung der Kommunikationsstörung für den/die Betroffene/n ermessen werden kann. (Level B, C)
3. Personen mit Aphasie sollten Informationen über die Ursachen und Therapiemöglichkeiten ihrer Einschränkungen erhalten. (Level A–C)
4. Keine Betroffenen von Aphasie sollte aus der klinischen Behandlung entlassen werden, ohne mit Kommunikationsmöglichkeiten (UK) versorgt worden zu sein. Alternativ sollte ein detaillierter Plan bestehen, wann die Versorgung mit technologischen oder therapeutischen Mitteln erfolgen wird. (Level: Good Practice Point)
5. Allen Personen mit Aphasie sollte intensive Therapie angeboten werden. Diese sollte individuell erfolgen und auf seine/ihre Lebensumstände zugeschnitten sein um Einfluss auf seine Kommunikationsbedürfnisse nehmen zu können. (Level A-G)
6. Ein Training der KommunikationspartnerInnen des/der Betroffenen sollte ebenfalls stattfinden. (Level A, B)
7. Familien und Pflegende von AphasikerInnen sollten in die Rehabilitation eingebunden werden. (Level A–C)
a. Familien und Pflegende von AphasikerInnen sollten Schulungen und Unterstützung bezüglich der Gründe und Konsequenzen von Aphasie erhalten. (Level A).
b. Familien und Pflegende sollten lernen mit AphasikerInnen zu kommunizieren. (Level B)
8. Alle Angebote für AphasikerInnen sollten kulturell angemessen sein und persönliche Relevanz für den/die Betroffene besitzen. (Level: Good Practice Point)
9. Alle Gesundheits- und Sozialfachleute, die mit AphasikerInnen (durch alle Stadien) beruflichen Umgang haben sollten im kommunikativen Umgang mit diesen geschult sein. (Level C)
10. Bei allen Informationen, die AphasikerInnen zur Verfügung gestellt werden, sollte darauf geachtet werden, dass diese in verständlicher Form vorhanden sind. (Level C)


Die AutorInnen geben in ihrer Diskussion zu bedenken, dass dieser erste Entwurf multinationaler Leitlinien zum Umgang mit Aphasie nur ein Anfang sein könne. Des Weiteren kritisieren sie selbst, dass die gefunden Quell-Leitlinien aus englischssprachigen Ländern stammen und daher begrenzte Aussagekraft für andere Sprachräume haben könnten.

Level der Empfehlung/Evidenz
Level A: Der Forschungsstand ist ausreichend um eine Empfehlung abzuleiten.
Level B: Der Forschungsstand ist für viele Fälle ausreichend um eine Empfehlung abzuleiten.
Level C: Der Forschungsstand gibt einige Anhaltspunkte um eine Empfehlung abzuleiten
Level D: Der Forschungsstand ist nur schwach ausreichend um eine Empfehlung abzuleiten.
Good Practice Point: Die Empfehlung erfolgt basieren auf ExpertInnen meinung oder Konsens.


Zitation
Simmons-Mackie, N., Worrall, L., Murray, L.L., Enderby, P., Rose, M.L., Eun, J.P. & Klippi, A. (2017). The top ten: best practice recommendations for aphasia. Aphasiology, 31:2, 131-151, DOI: 10.1080/02687038.2016.1180662
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