Sprachabbau bei Demenz – ein Thema für die Sprachtherapie?

Ergebnisse einer Befragung von Logopädinnen in der Schweiz
2011 | Jürgen Steiner, Martin Venetz

In diesem Beitrag geht es um die Frage der Indikation einer logopädischen Intervention bei beginnender Demenz. Die Frage wurde bisher akademisch diskutiert; die Differenz der Position von „nicht indiziert“ über „nur in Ausnahmefällen indiziert“ bis zu „in jedem Einzelfall zu prüfen“ ist letztlich erklärbar durch implizite Prämissen zum Selbstverständnis des Faches Logopädie. Wenn der Auftrag der Logopädie eher strukturell-linguistisch verortet wird, werden einer Intervention, die „wirksam“ sein soll, weniger Chancen eingeräumt. Wenn der Auftrag der Logopädie auch Management der Kommunikationskooperation und Aufrechterhaltung des Selbstwertes und der Teilnahme ist, ist Logopädie gefragt und muss „wirksam“ kontextbasiert definiert werden. Wir betonen hier den letzteren Aspekt. Die theoretische Diskussion des Themas wird belebt durch das Votum aus der Praxis: Unsere Befragung von Logopädinnen aus der Deutschschweiz ergibt, dass für Logopädinnen, die im Kontext Geriatrie arbeiten, das Thema relevant und die Logopädie zuständig ist. Die Praktikerinnen sind bereit, ein hohes Engagement in die konzeptionelle Weiterentwicklung zu investieren. Die Problematik der „Wirksamkeit“ ist auch ein Thema der Praxis.


Zitation
Steiner, J. & Venetz, M. (2011). Sprachabbau bei Demenz - ein Thema für die Sprachtherapie? Ergebnisse einer Befragung von Logopädinnen in der Schweiz - Forum Logopädie, 6 (25), 26-31