Schluckdiagnostik und COVID-19: Plädoyer für ein Umdenken

Das NPO-Infektionsparadoxon und Bildgebungs-Artefakte bei der Ableitung von Dysphagie-Diäten in Zeiten der COVID-19-Pandemie
2020 | Sönke Stanschus

In den letzten Jahren gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass die wohlgemeinte Empfehlung einer totalen Nahrungskarenz (= non peroral, NPO) zur Prävention einer Aspirationspneumonie bei schwergradig schluckgestörten Patienten das Risiko der Entwicklung einer Aspirationspneumonie selbst sogar erhöht. Schluckdiäten, die ebenso mit dem Ziel der Aspirationsvermeidung eingesetzt werden, können nach aktueller Veröffentlichungslage auch zur Entwicklung negativer Gesundheitswirkungen führen. Daher wurde zunehmend kritisch diskutiert, inwieweit Bildgebungen zur Ableitung von Schluckdiäten in der klinischen Praxis geeignet sind. Die seit wenigen Jahren lauter werdende Forderung nach einem Überdenken der Rolle instrumenteller Schluckuntersuchungen wird nun durch die aktuelle COVID-19 Pandemie forciert und hat trotz Aufhebung von Infektionsschutz-Restriktionen bereits in mehreren Weltregionen zur nachhaltigen Veränderung schluckdiagnostischer Arbeitsweisen geführt, die die Pandemie überdauern werden. Der Artikel beleuchtet die Evidenz, spricht sich für ein Überdenken der bisherigen Indikationsstellung totaler Nahrungskarenz und Schluckdiäten aus und unterstützt das Plädoyer für eine Neuausrichtung der Schluckdiagnostik.

Zusatzmaterial zum Artikel gibt es bei SKVdirect.


Zitation
Stanschus, S. (2020). Schluckdiagnostik und COVID-19: Plädoyer für ein Umdenken - Das NPO-Infektionsparadoxon und Bildgebungs-Artefakte bei der Ableitung von Dysphagie-Diäten in Zeiten der COVID-19-Pandemie - forum:logopädie Jg. 34 (5), 22-28