In der kognitiven Neurolinguistik hat sich in den letzten 30 Jahren ein Paradigmenwechsel vom Syndromansatz hin zum Einzelfallansatz vollzogen, der sich nicht nur im wissenschaftlichen Bereich, sondern zunehmend auch in der klinischen Praxis für die Aphasiediagnostik und -therapie durchsetzt. Während der klassische Syndromansatz die Beschreibung von Oberflächensymptomen und die Einteilung der Aphasien in Syndromgruppen in den Vordergrund stellt (vgl. Aachener Aphasie Test, Huber et al., 1983), werden im Rahmen des Einzelfallansatzes die zugrunde liegenden Pathomechanismen aphasischer Störungen analysiert und anhand eines Sprachverarbeitungsmodells interpretiert. Für das Deutsche liegt mit LeMo (Lexikon modellorientiert, De Bleser et al., 2004) ein neues Instrument für die Aphasiediagnostik vor, das auf der Basis des Logogenmodells (Patterson, 1988) Störungen der laut- und schriftsprachlichen Verarbeitung monomorphematischer Wörter und Neologismen differenziert erfasst. Der Beitrag gibt eine Einführung in das modellorientierte Vorgehen in der Aphasiediagnostik. Nach einer kurzen Beschreibung von LeMo werden die Möglichkeiten der klinischen Anwendung anhand einer Falldarstellung verdeutlicht.