Die veränderten Migrationsbewegungen und die damit verbundene kulturelle und linguistische Vielfalt der in Deutschland lebenden Bevölkerung stellt nicht zuletzt die logopädische Versorgung vor neue Fragestellungen. Der Beitrag berichtet über die Ergebnisse des Projekts MeKi-SES mit dem Ziel einer ersten Bestandsaufnahme der gegenwärtigen logopädischen Versorgungssituation von mehrsprachigen Kindern mit/ohne Migrationshintergrund (MH) nach erfolgter Verordnung bei Verdacht auf eine Sprachentwicklungsstörung (SES). Dazu befragt wurden 30 logopädische Praxen in der Stadt Bremen, die sich durch eine sozialräumliche Polarisierung auszeichnet. Die Praxen wurden einem von vier Bremer Ortsteilen zugeordnet, die sich an dem Anteil an minderjährigen Menschen mit MH und SGB II-Hilfe-EmpfängerInnen orientieren. Gleichzeitig wurden Rahmenbedingungen von logopädischen Praxen in Bremen sowie Informationen zu den tätigen TherapeutInnen erhoben. Die Daten wurden deskriptiv und mit SPSS ausgewertet. Die Ergebnisse zur ambulanten Inanspruchnahmepopulation weisen darauf hin, dass Indikationsschlüssel und logopädische Diagnose nicht zwingend übereinstimmen und dass für mehrsprachige Kinder im Vergleich zu deutsch-einsprachigen Kindern ein höheres Risiko besteht, durch die logopädische Versorgungslücke zu fallen. Auch weisen die Ergebnisse auf einen zukünftigen TherapeutInnenmangel in Bremen hin. Die Pilotstudie leistet einen ersten Beitrag für weitere Studien zur Beantwortung der zunehmend diskutierten Fragen der Qualitätssicherung an der differenzialdiagnostischen Schnittstelle zwischen Förder- und Therapiebedarf.