Logopädische Versorgung von Late Talkers in Zeiten einer Pandemie

2021 | Reheis, Johanna

Hintergrund: Auch in Zeiten einer Pandemie gilt es, den logopädischen Versorgungs-auftrag durch qualitativ hochstehende und bedarfsgerechte Behandlung aufrecht zu erhalten. Die Relevanz des frühen Spracherwerbs als Prädiktor für die weitere Entwicklung rückt die Gruppe der Late Talkers (bis 36 Monate) für diese explorative Untersuchung in den Fokus.

Ziel: Unter logopädischen Qualitätskriterien sollen die Aspekte Behandlungskontinuität,-form und -setting in der Arbeit mit Late Talkers für die Zeit vor und während der Pandemie beschrieben werden, um daraus Chancen für zukünftige Entscheidungsfindungsprozesse abzuleiten.

Methode: Auf Basis einer Literaturrecherche wurde ein quantitativer Online-Fragebogen erstellt, mittels qualitativen Pretests optimiert und an Logopäd*innen, die in Österreich mit Late Talkers arbeiten, versendet. Ergebnisse wurden vorwiegend deskriptiv analysiert, Unterschiede und Korrelationen wurden interferenzstatistisch gegen den Zufall abgesichert.

Ergebnisse: Massive Einbrüche der Behandlungskontinuität wurden vor allem im Lockdown des Frühjahrs 2020 beobachtet. Eltern von Late Talkers nahmen während der Pandemie eine zentrale Schlüsselposition in der Behandlung ein. Seit Ausbruch der Pandemie wurden vermehrt elternzentrierte Ansätze verwendet und Chancen in dieser Form der Intervention erkannt. Während die direkte Therapie mit Late Talkers via Videotelefonie keine machbare Option darstellte, wurden Elternberatungen oder -trainings in diesem Setting häufiger durchgeführt und von den Logopäd*innen positiv bewertet.

Schlussfolgerung: Die herausfordernden Bedingungen der Pandemie eröffneten neue Möglichkeiten in der Behandlung von Late Talkers. Potentiale der nachweislich wirksamen elternzentrierten Interventionsform, welche sich unter pandemischen Rahmenbedingungen sowohl im Face-to-Face-Setting, als auch via Videotelefonie realisieren lässt, konnten ausgeschöpft werden, insofern die Compliance der Eltern gegeben ist. Klare rechtliche Voraussetzungen, die fachliche Qualifikation im Bereich elternzentrierter Ansätze und Tele-Interventionen sowie weitere Interventionsstudien zur Wirksamkeit sind jedoch Voraussetzung für die nachhaltige Implementierung neuer Settings in der Logopädie.


Zitation
Reheis, J. (2021). Logopädische Versorgung von Late Talkers in Zeiten einer Pandemie. Frechen: forum-logopaedie.de
Probandenprofil (Einschlusskriterien)
- Aktive Logopäd*in in Österreich, mindestens ein Jahr Berufserfahrung, Arbeit mit Late Talkers
Probandenprofil (Ausschlusskriterien)
Kein*e Berufsangehörige*r der Berufsgruppe Logopädie, weniger als ein Jahr Berufserfahrung, keine aktive Arbeit mit Late Talkers, Teilnahme an Pretest-Interviews
Probandenprofil Anzahl
82
Datenerhebung
Fragebogen
Eingesetzte Software
SPSS (Version 26) und Excel (Version 2019)