Einsatz der Logopädie-App „neolexon“ bei einem Aphasiepatienten – Auswirkungen auf ausgewählte sprachliche Leistungen und subjektive Erfahrungen

2018 | Nonte, Johanna

Hintergrund: 2016 begannen die Sprachtherapeutinnen Mona Späth und Hanna Jakob die Logopädie-App „neolexon“ zu entwickeln (vgl. Social Affairs e.V. o. J., A). Diese soll speziell Aphasie- und Sprechapraxie-Patienten auch als Eigentraining dienen (vgl. Jakob et al. 2016: 3). Eingesetzt werden kann die App derzeit für die Modalitäten auditives Sprachverständnis, mündliches und schriftliches Benennen und Lesesinnverständnis (vgl. Späth u. Jakob 2018: 113). Allerdings existieren kaum Daten zu Evaluationen der Therapieeffektivität des Gesamtsystems im klinischen Einsatz (vgl. Späth u. Jakob 2018: 114f.).

Methode: Die experimentelle Einzelfallstudie fand im Rahmen eines A-B-A-Designs statt. Mit Hilfe von Untertests der Lexikon modellorientiert (LeMo, Stadie et al. 2013) wurden Leistungen beim Pro-banden im Sprachverständnis, Benennen, Lesen und Schreiben vor und nach der Intervention getestet und miteinander verglichen. In den drei Mal wöchentlich stattgefundenen Therapien und mit Hilfe eines Eigentrainings des Probanden wurden die Modalitäten Sprachverständnis (auditiv u. Lesesinn), mündliches und schriftliches Benennen und das laute Lesen mit der Logopädie-App „neolexon“ über einen Zeitraum von vier Wochen geübt. Die hier erbrachten Leistungen des Probanden wurden mit Hilfe von eigens erstellten Protokollbögen festgehalten und ausgewertet.

Ergebnisse: Der Proband zeigte sehr leichte Verbesserungen in allen geübten Modalitäten. Diese wirkten sich weitestgehend auch auf die LeMo-Ergebnisse aus. Diese Einzelfallstudie konnte demnach Hinweise auf die Wirksamkeit von Aphasietherapie mit der Logopädie-App „neolexon“ geben. Zudem zeigte die Befragung des Probanden und die Bewertung durch die Therapeutin, dass „neolexon“ sowohl nutzerfreundlich als auch praktikabel ist. Des Weiteren werden Vorschläge zur Verbesserung der Handhabbarkeit der App unterbreitet.

Schlussfolgerung: Für die Zukunft sollte die Forschung zur Logopädie-App „neolexon“ im Rahmen größer angelegter Studien erfolgen, um die ersten positiven Ergebnisse verallgemeinern zu können. Hierfür sollten zusätzlich Langzeit- und Transfereffekte geprüft werden. Ferner ist die derzeitig stattfindende Weiterentwicklung der App „neolexon“ ein wichtiger Schritt, um auch zukünftig Aphasiepatienten und Therapeuten im Therapieprozess zu unterstützen.

Literatur:

Jakob, H., Haas, E. & Späth, M. (2016): Projekt neolexon - Entwicklung eines digitalen Sprachtherapiesystems. Aphasie und verwandte Gebiete. 2. S. 3-12.

Social Affairs e.V. (Ohne Jahr, A): Gründerteam und Vorgeschichte. Verfügbar unter: https://neolexon.de/wp-content/uploads/2017/09/Gr%C3%BCnderteam-und-Vorge-schichte.pdf [Zugriff am: 15.02.2018].

Späth, M. & Jakob, H. (2018): Digitale Unterstützung in der Aphasie- und Sprechapra-xietherapie am Beispiel des neolexon Therapiesystems. Neurologie & Rehabilitation, 24(2). S. 110-115.

Stadie, N., Cholewa, J., & De Bleser, R. (2013): LeMo 2.0: Lexikon modellorientiert: Diagnostik für Aphasie, Dyslexie und Dysgraphie. Hofheim. NAT-Verlag.


Zitation
Nonte, J. (2018). Einsatz der Logopädie-App „neolexon“ bei einem Aphasiepatienten – Auswirkungen auf ausgewählte sprachliche Leistungen und subjektive Erfahrungen. Frechen: forum-logopaedie.de
Probandenprofil (Einschlusskriterien)
Leichte bis mittelschwere Aphasie; Postakute bis chronische Aphasie; Leichte bis schwerwiegende Einschränkun-gen auf Wortebene in den Modalitäten: Mündlicher Wortabruf, Schriftlicher Wortabruf, Auditives Sprachverständnis, Lautes Lesen; Instruktionsverständnis bis auf Satzebene; Interesse an Arbeit mit App; Keine zusätzliche logopädische Therapie; Muttersprache Deutsch
Probandenprofil (Ausschlusskriterien)
Globale Aphasie, Akute Aphasie, Starker Neglect, Ausgeprägte Anopsie/ Agnosie, Starke kognitive Einschränkungen
Probandenprofil Anzahl
1
Datenerhebung
Fragebogen, Messung
Eingesetzte Software
Excel