Die Profile der bilingualen Sprachkompetenz und Aphasie bei Bilingualen sind so vielfältig wie individuell, da Sprechbeginn der L2, emotionaler Wert derselben und Verwendungskontexte eine große Rolle spielen. Obwohl geschätzt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung zwei- oder mehrsprachig sind, ist der beste Ansatz der Aphasie-Therapie für Mehrsprachige wenig erforscht. Die AutorInnen haben daher die Literatur einem systematischen Review unterzogen um folgende Fragen zu beantworten:
Welchen Einfluss hat es, wenn die Therapiesprache nicht der L1 des Patienten entspricht? Wie groß fällt der cross-linguistische Transfer aus und wovon wird er beeinflusst? Welche Ergebnisse sind zu erwarten, wenn die Therapie gedolmetscht wird?
Daten aus 14 Studien mit N=45 aphasische PatientInnen weisen darauf hin, dass eine Therapie in der L2 (und damit "schwächeren" Sprache) leicht bessere Ergebnisse erzielt. Cross-linguistischer Transfer geschieht sowohl wenn die L1 oder die L2 Therapiesprache sind, jedoch mit etwas höheren Werten für die Therapie in L1. Da Dolmetscher in Therapiesituationen selten systematisch eingesetzt werden, kann über mögliche Outcomes nichts berichtet werden.
Insgesamt lässt sich schlussfolgern, dass eine unilinguale Therapie keinen Nachteil für Mehrsprachige bedeutet, jedoch keine Empfehlung ausgesprochen werden kann, da Qualität und Umfang der Literatur dazu nicht ausreichend sind.