Aufholen oder Zurückbleiben: Neue Perspektiven bei der Frühintervention von Spracherwerbsstörungen

2005 | Zvi Penner, Christian Krügel, Kerstin Nonn

Intervenieren oder Abwarten? Das ist seit langem eine Streitfrage in der Praxis und Theorie in Bezug auf Defizite beim Spracherwerb. Auf der einen Seite wird darauf gedrungen, immer früher zu intervenieren, auf der anderen Seite wird dazu geraten, abzuwarten und die individuelle Entwicklung zu beobachten. Aber welche Chance haben Kinder mit sprachlichen Defiziten tatsächlich? Wir haben in diesem Beitrag die Ergebnisse aus 24 Studien zum Thema „Spätzünder / Late Talker“ zusammengetragen und ziehen Bilanz: Die Mehrheit der Studien und vor allem die Langzeitstudien können, wenn überhaupt, nur bei wenigen Kindern ein echtes, spontanes Aufholen von Sprachauffälligkeiten feststellen. Zudem haben wir untersucht, ob sich der Begriff der „kritischen Phase“ in Bezug auf den Spracherwerb bewährt. Ein gewisser Teil der entwicklungspsychologischen Literatur verneint die Existenz einer Phase im Spracherwerb. Unsere umfassende Literaturbestandsaufnahme legt jedoch nahe, dass es berechtigt ist, von einer frühen kritischen Phase im Spracherwerb auszugehen. Wir leiten daraus die Notwendigkeit ab, früh zu intervenieren. Als Ausblick stellen wir kurz zwei Projekte vor, die das Ziel haben, neue Interventionsmaßnahmen zu evaluieren.


Zitation
Penner, Z., Krügel, C. & Nonn, K. (2005). Aufholen oder Zurückbleiben: Neue Perspektiven bei der Frühintervention von Spracherwerbsstörungen - Forum Logopädie, 6 (19), 6-15