Meldung
Befragung logopädischer Praxen in Hessen zeigt schwierige Versorgungslage auf
Im September 2020 wandte sich der dbl an die bildungs- und gesundheitspolitischen Sprecher/innen verschiedener Parteien, um auf die Ausbildungssituation für die Logopädie in Hessen und auf die damit verbundene schwierige Versorgungslage für Patientinnen und Patienten hinzuweisen. Am 13. Oktober fand daraufhin ein gemeinsames Gespräch statt mit Dr. Ralf-Nobert Bartelt (gesundheitspolitischen Sprecher der hessischen CDU-Landtagsfraktion), dem dbl, vertreten durch Azzisa Pula-Keuneke (dbl-Referat Bildung) sowie Dietlinde Schrey-Dern (Sprecherin des Arbeitskreises Berufsgesetz), Professorin Dr. Christiane Hey (ärztliche Leitung der Marburger Logopädieschule), Jutta Tietz als leitende Lehrlogopädin sowie Maike Gumpert (Studiengangskoordinatorin, Hochschule Fresenius).
Um die Versorgungslage in Hessen besser mit den Engpässen darstellen zu können, erfolgte eine Befragung von hessischen Praxen, an der trotz erschwerter Bedingungen vor dem Hintergrund der Corona-Epidemie 45 Praxen teilnahmen. Diese stichprobenartige Befragung verdeutlichte, dass die Wartezeiten für Vormittagstermine derzeit bei vier Monaten, nachmittags bei fünf bis sechs Monaten liegen. Einige Praxen schilderten sogar, dass ihre Wartezeiten bei zwölf Monaten und mehr lägen.
Die Praxen sehen sich daher dazu gezwungen, bei der Versorgung vor allem auf die Dringlichkeit von Therapien achten zu müssen (z. B. bei Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen und akuten Recurrensparesen). Kinder im Kindergarten- und Schulalter müssen häufig aufgrund der Engpässe bei Nachmittagsterminen länger warten. Dies betrifft auch berufstätige Patientinnen und Patienten.
Engpässe treten auch bei der Neu- und Wiederbesetzung von Stellen auf, einige Praxisinhaber/innen schrieben, dass sie häufig durch Praktika Stellen mit Praktikantinnen und Praktikanten nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung besetzen konnten. Jedoch habe die Nachfrage nach Praktikumsstellen in den vergangenen zwei Jahren kontinuierlich abgenommen. Freie Stellen würden zum Teil über ein Jahr nicht besetzt werden können.
Der dbl hat diese Auswertung der Befragung an Dr. Ralf-Norbert Bartelt versandt und in dem Begleitschreiben noch einmal nachdrücklich darauf hingewiesen, dass bei dem Gespräch im Oktober auch deutlich wurde, dass die Marburger Logopädieschule trotz Zahlung der Ausbildungsvergütung Schwierigkeiten sieht, die Ausbildungsplätze zu besetzen, da viele Bewerber/innen sich hochschulisch ausbilden lassen wollen. Angesichts der schwierigen Versorgungslage in Hessen mahnte der dbl erneut, den Aufbau von Studiengängen für die Logopädie/Sprachtherapie in Hessen voranzutreiben. Ein Hochschulförderpaket für die Jahre 2021 bis 2025 wurde in Hessen auf den Weg gebracht und bietet damit auch weitere Möglichkeiten. Das Auswertungsschreiben wird ebenfalls an die bildungs- und gesundheitspolitischen Sprecher/innen der anderen Parteien zur Information versendet.
Das Schreiben können Sie hier einsehen.
Azzisa Pula-Keuneke, dbl-Referat Bildung