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Fachkräftemangel in den Gesundheitsfachberufen in Mecklenburg-Vorpommern wächst
In Mecklenburg-Vorpommern (MV) gilt nach wie vor, dass die Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen bei privaten Trägern kostenpflichtig ist, für die Logopädieausbildung müssen beispielsweise zum Teil über 400 Euro monatlich gezahlt werden.
Insgesamt verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern einen deutlichen Rückgang der Abschlüsse in den Gesundheitsfachberufen. Der gesundheitspolitische Sprecher der Landtags-Fraktion Die Linke, Torsten Koplin, fordert daher, die Schulgeldfreiheit in Mecklenburg-Vorpommern einzuführen, um den „eklatanten Wettbewerbs- und Standortnachteil gegenüber den Ländern“ zu beenden und auch in Mecklenburg-Vorpommern die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen.
Seit der Koalitionsvereinbarung aus März 2018, die Schulgeldfreiheit in den Gesundheitsfachberufen abzuschaffen, haben sich, mangels einer bundesweiten Lösung, zunehmend einzelne Bundesländer entschlossen, dies umzusetzen. Dabei handelt es sich zum Teil um Übernahme eines Teilbetrages (so z. B. in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen) oder um Übernahme der gesamten Ausbildungskosten (wie beispielsweise in Hamburg oder Berlin). In dem Eckpunktepapier der Bund-Länder Arbeitsgemeinschaft (BL-AG) „Gesamtkonzeption Gesundheitsfachberufe“, das das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) am 5. März 2020 veröffentlicht hat (siehe dazu unsere Meldung), wurde verankert, dass hierzu Regelungen in die Berufsgesetze der jeweiligen Gesundheitsfachberufe aufgenommen werden, die die schulgeldfreie Ausbildung gewährleisten und damit die Privatfinanzierung beenden.
Wir betrachten die schulgeldfreie Ausbildung als einen längst überfälligen Schritt der politischen Verantwortungsübernahme. Viele Studierende können und konnten sich ihre Ausbildung nur über einen Kredit finanzieren und mussten diesen nach Abschluss der Ausbildung zurückzahlen. Angesichts der Vergütungssituation in der Logopädie eine prekäre und schwer zu bewältigende finanzielle Herausforderung.
Auch angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels in der Logopädie ist es erstaunlich, warum einzelne Länder so spät oder auch gar nicht reagieren und immer noch nicht die finanzielle Verantwortung für die logopädische Ausbildung übernehmen.
Dennoch betrachten wir die schulgeldfreie Ausbildung nur als einen wichtigen Schritt, um eine zukunftssichere Patientenversorgung und eine qualitätsgerechte Ausbildung in der Logopädie zu gewährleisten. Mit der Abschaffung des Schulgeldes bundesweit sollte nicht einhergehen, dass die geforderte hochschulische Ausbildung in der Logopädie ungeachtet weiter privat finanziert werden muss. Ein Blick in die Studienlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern zeigt, dass jedoch genau dies der Fall ist. Der Modellstudiengang in der Logopädie der Europäischen Fachhochschule (EUFH) muss (immer noch!) privat finanziert werden. Für Logopädinnen und Logopäden, die sich nach ihrem Berufsfachschulabschluss weiterqualifizieren möchten, gibt es mittlerweile zwei Studienangebote in MV, auch diese sind privat zu finanzieren.
In dem o. g. Eckpunktepapier der BL-AG wurde festgehalten, dass für die Logopädie die Vollakademisierung geprüft werden soll. Bei dieser Absichtserklärung kann und sollte es nicht bleiben (siehe dazu unsere Meldung vom 7. Mai 2020 zur Stellungnahme des Arbeitskreis Berufsgesetz).
Der dbl und der Arbeitskreis Berufsgesetz werden auch weiterhin eindrücklich, laut und vehement ihre Forderung nach einer hochschulischen Ausbildung für die Logopädie als Regelausbildung und als bundesweit öffentlich finanziertes Studienangebot, so wie es beispielsweise für die Medizin und Pharmazie ohne Einschränkungen besteht, vertreten. Eine hochschulische Ausbildung ermöglicht die Weiterentwicklung der Logopädie in Wissenschaft und Forschung und damit eine zukunftsgerechte Gesundheitsversorgung, schafft eine attraktivere Berufslandschaft durch die daraus entstehenden Karrieremöglichkeiten und wird (langfristig) zu einer Verbesserungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der ambulanten Praxis führen.
Azzisa Pula-Keuneke (dbl-Referat Bildung)