Störung des Lauterwerbs
Störungen beim Erwerb der Laute können die Anzahl der Laute und die Regel ihrer Kombination zu Wörtern, also das Lautsystem, betreffen. Wenn das Kind zum Beispiel den Laut /g/ noch nicht erworben hat und ihn immer durch /d/ ersetzt, äußert sich dies darin, dass es anstelle von "Giraffe" "Diraffe" sagt.
"Meine Bille is rund"
Störungen beim Erwerb der Regeln zur Kombination von Lauten können darin zum Ausdruck kommen, dass das Kind zum Beispiel den Laut /r/ erworben hat, aber noch nicht weiß, dass /r/ im Anlaut auch in Kombination mit /b/ auftritt. Es sagt also anstelle von "Brille" "Bille". Solche Störungen werden in der Logopädie "phonologische Störungen" genannt.
Störungen des Lauterwerbs gehen auf Störungen bei der Verarbeitung von Lauten zurück. In der Mehrheit der Fälle ist sie Teil einer umschriebenen Sprachentwicklungsstörung. Eine Hörstörung im frühen Kindesalter kann die Wahrnehmung der Sprachlaute beeinträchtigen; das Kind hört z. B. die Unterscheidung zwischen stimmhaften (wie „b“ oder „g“) und stimmlosen (wie „p“ und „k“) Lauten nicht und artikuliert dementsprechend die Laute gleich. Die Wahrnehmung der Laute kann aber auch durch eine zu Grunde liegende auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung verursacht sein.
Störungen des Lauterwerbs treten in Zusammenhang mit Sprachentwicklungsstörungen, Hörstörungen und auditiven Verarbeitungs- und Wahnehmungsstörungen auf, es liegen keine gesonderte Daten zur Häufigkeit der Störung vor.
Mit Hilfe von Screenings oder Tests wird festgestellt, welche Laute das Kind bisher erworben hat (Phoneminventar), welche Laute das Kind auslässt oder durch andere Laute ersetzt (phonologische Prozesse) und welche Silbenstrukturen die Wörter haben, d.h. sind sie ein- oder mehrsilbig (z.B. Ball, Traktor, Hampelmann). Des Weiteren wird untersucht, wie konstant die Symptome auftreten und ob das Kind stets in der gleichen Weise Laute auslässt oder ersetzt (konsequent). Des Weiteren wird die gesprochene Sprache (Spontansprache) des Kindes untersucht, um festzustellen, ob die Symptome in der gesprochenen Sprache gleich oder verschieden im Vergleich zur Überprüfung sind. Des Weiteren wird eine phonologische Störung von einer Artikulationsstörung, funktionellen orofazialen Störung und einer auditiven Verarbeitungs und Wahrnehmungsstörung abgegrenzt.
Die Schwerpunkte der phonologisch-orientierten Therapie ergeben sich aus dem Befund, d.h. es wird in folgenden Bereichen gearbeitet: Laut(Phonem)inventar (Rezeption/Produktion von Phonemen und Phonemfolgen), phonologische Prozesse (Umstrukturierung des kindlichen phonologischen Systems), Metaphonologische Fähigkeiten (z.B. phonologische Bewusstheit: Unterscheidung von Wörtern und Silben) und auditive Diskrimination (Wahrnehmung von Geräuschen, Lauten usw.).
Eltern, die sich Sorgen wegen der sprachlichen Entwicklung ihres Kindes machen, sollten sich auf jeden Fall beraten lassen, entweder von ihrem Kinderarzt oder von einer Beratungsstelle, wie z.B. Sozialpädiatrische Zentren, Frühförderstellen, Sprach(heil)ambulanzen bzw. logopädische Dienste in Gesundheitsämtern.
de Langen-Müller, U., Kauschke, C., Kiese-Himmel, C., Neumann, K., Noterdame, M. (Hrsg.) (2012). Diagnostik von (umschriebenen) Sprachentwicklungsstörungen. Sprachentwicklung – Verlauf, Störung, Intervention 7, Kiese-Himmel, C. (Hrsg.), Frankfurt/Main: Peter Lang
Kauschke, C. (2012). Kindlicher Spracherwerb im Deutschen. Verläufe, Forschungsmethoden, Erklärungsansätze. Berlin: de Gruyter
Jahn, T. (2007). Phonologische Störungen bei Kindern. 2. vollständ. überarb. Aufl., Stuttgart: Thieme
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