Zustand nach Laryngektomie (Kehlkopfentfernung)
Der Kehlkopf erfüllt zwei wichtige Funktionen: Er sichert durch den Kehldeckel die Atemwege beim Schlucken vor dem Eindringen von Speichel und Nahrung. Die im Kehlkopf befindlichen Stimmlippen dienen der Stimmerzeugung.
Durch eine Kehlkopfentfernung (Laryngektomie) ist eine künstliche Atemöffnung am Hals (Tracheostoma) erforderlich, da nur auf diese Weise die Trennung von Speise- und Atemweg sichergestellt ist. Eine normale Stimmgebung ist nach einer Laryngektomie nicht mehr möglich, weil dem Patienten keine Stimmlippen mehr zur Verfügung stehen. Patienten sind darauf angewiesen, nach der Operation eine Ersatzstimme zu erlernen.
Eine Laryngektomie wird notwendig zur Behandlung fortgeschrittener Kehlkopftumore, wenn erhaltende Methoden (Chemotherapie, Strahlentherapie) oder eine Teilresektion (ein Teil des Kehlkopfes wird entfernt) nicht mehr ausreichend sind. Im Zusammenhang mit Krebserkrankungen im Kehlkopfbereich werden Tabak- und Alkoholkonsum als sichere Risikofaktoren genannt. Kontakt mit anderen krebserregenden Stoffen wird ebenfalls diskutiert, die Wahrscheinlichkeit für Kehlkopfkrebs scheint sich bei langjährigem Kontakt mit z. B. mit Asbest, Arsen, Nickel oder Chrom zu erhöhen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutzmaßnahmen sollen dieses Risiko verringern.
Es werden ca. 2.500 bis 3.000 Laryngektomien jährlich in Deutschland durchgeführt. Meist sind Männer zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr betroffen. Die Anzahl der weiblichen Betroffenen nimmt seit mehr als 20 Jahren kontinuierlich zu.
In der Rehabilitation nach Kehlkopfkrebs stehen der Umgang mit der veränderten Atemsituation und die Stimmrehabilitation im Mittelpunkt.
80% aller Patienten nach Laryngektomie werden operativ mit einem sog. Shunt-Ventil versorgt, das eine Verbindung zwischen Luftröhre und Speiseröhre herstellt. So kann die Atemluft für diese Methode nutzbar gemacht werden.
Auch ohne ein solches Ventil kann eine Speiseröhrenstimme (Ösophagusersatzstimme) mit speziellen Techniken erlernt werden, d. h. die Speiseröhre wird kompensatorisch zur Stimmgebung eingesetzt. Hierbei vermittelt die logopädische Therapie, wie die obere Speiseröhrenmuskulatur zur Stimmerzeugung genutzt werden kann.
Als weitere technische Möglichkeit der Stimmerzeugung kommt der Einsatz einer elektronischen Sprechhilfe in Betracht.
Speziell ausgebildete Logopädinnen oder Pflegepersonal schulen Patienten im Umgang mit den anatomischen Veränderungen infolge der Laryngektomie und den notwendigen Hilfsmitteln (Tracheostomaschutz, Trachealkanülen etc.).
Bei einer Laryngektomie können auch die Lymphknoten im Halsbereich ganz oder teilweise entfernt werden (Neck Dissektion). Relativ häufig wird der Tumor mit Hilfe von Chemotherapie und/oder Strahlentherapie behandelt. Medizinische und logopädische Behandlung erfolgen in der Regel parallel. Komplikationen von Chemo- oder Strahlentherapie sind u.a. Schmerzen, Schwellungen; Gewebsverhärtungen, Missempfindungen, die negative Auswirkungen auf die stimmliche Rehabilitation haben können. Daher begleiten auch Maßnahmen zur Physiotherapie und Lymphdrainage die (Stimm-) Rehabilitation.
Ansprechpartner sind der Bundesverband der Kehlkopfoperierten e. V. (www.kehlkopfoperiert-bv.de), der bundesweit organisiert und teilweise bereits in Kliniken Betroffene und Angehörige berät. Aber auch niedergelassene HNO-Ärzte und Logopädinnen sowie die Krankenkassen informieren über regionale Selbsthilfegruppen.
Böhme, Gerhard (2003). Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Band 1: Klinik, 4. Aufl., München: Urban und Fischer
Glunz, M., Stappert, H. (2006). Laryngektomie: ein Ratgeber für Menschen ohne Kehlkopf, Angehörige, Ärzte, pflegerische und therapeutische Berufe. Idstein: Schulz-Kirchner
Glunz, M., Reuß, C., Schmitz, E., Stappert, H. (2011): Laryngektomie: Von der Stimmlosigkeit zur Stimme. Springer-Verlag Berlin Heidelberg
Motzko, M., Mlynczak, U., Prinzen, C. (2004): Stimm- und Schlucktherapie nach Larynx- und Hypopharynxkarzinomen; München: Elsevier
Dicks, P. (2007): Laryngektomie. Stimm- und Schlucktherapie nach Larynx- und Hypopharynxkarzinomen. Jürgen Tesak (Hg): Basiswissen Therapie. Idstein: Schulz-Kirchner
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